„Ein 70% Unternehmen? - Das funktioniert doch nie!“

Doch! Und das 70% Unternehmen ist sogar wettbewerbsfähiger. Wie einfach und bequem ist es doch, erst einmal dagegen zu sein. Selbstverständlich ist das 70% Unternehmen umsetzbar und wettbewerbsfähig, sogar wettbewerbsfähiger als die heutigen traditionellen Unternehmen, denn sie sind innovativ und attraktiv und können so die besten Mitarbeiter für sich gewinnen.


Die einzige Voraussetzung ist, man muss es wollen. Wenn ich an all die Umstrukturierungen und Redimensionierungen von Unternehmen denke, die ich miterlebt oder mitverfolgt habe, dann hat es seitens der Mitarbeiter und des mittleren Kaders immer geheissen, das geht doch nicht, da können wir unsere Arbeit nicht mehr in der gleichen Qualität erbringen. Aufgrund der klaren Haltung der Geschäftsleitung und dem kompromisslosen Willen zur Durchsetzung wurden die avisierten Massnahmen jedoch regelmässig erfolgreich umgesetzt. Sicher gab es hier und da Reibungsverluste, aber insgesamt ist das Unternehmen in der Regel jeweils schlanker aus solchen Übungen hervorgegangen und besser gerüstet für die Zukunft und den Wettbewerb.
Die Frage, ob das 70% Unternehmen umsetzbar ist, ist also nicht eine technisch operative, sondern eine  Frage der Ideologie (Link zum Kapitel Die Herausforderung des 70% Unternehmens).


Kommentare (16)

  1. Matthias Mölleney:
    May 07, 2013 at 10:37 PM

    Die Frage ist doch , ob die Messung von Arbeitszeit oder x% Pensen überhaupt sinnvoll ist. Wenn zum Beispiel ein Lokführer 8 Stunden Lok fährt, leistet er ungefähr das Doppelte von einem, der nur 4 Stunden Lok fährt. Aber ein Wissensarbeiter, von denen es ja immer mehr gibt, der 8 Stunden nachdenkt, kommt nicht automatisch zu doppelt so guten Ergebnissen wie jemand, der 4 Stunden nachdenkt. Sollten wir nicht darüber nachdenken, die Begriffe von Teilzeit und Vollzeit grundsätzlich in Frage zu stellen. Ein tolles Beispiel, wie so etwas funktionieren kann, findet man im Belgischen Ministerium für Soziale Sicherheit.

  2. Gabriele Hofmann:
    May 08, 2013 at 11:53 PM

    Völlig einverstanden. Es würde mich nun aber sehr interessieren, wie dies im Belgischen Ministerium für Sicherheit denn gehandhabt wird?

  3. O. Matthey:
    May 09, 2013 at 05:53 PM

    70% ... OK, aber von was denn?
    Das Schweizerische Arbeitsgesetz sieht eine Maximalarbeitszeit von 50h/Woche vor (sofern ich richtig informiert bin). Also 70% entsprechen dann 35h. Interessant. Genau so viel die in Frankreich die Normalarbeitszeit ist. Gehts den Franzosen denn besser? Gibts in F mehr oder weniger Arbeitslose? Um weniger Arbeitslose zu haben, wurde ja schliesslich diese Regelung eingeführt. Aber das Gegenteil traf ein. Eine Familie kann in F heutzutage nur noch "überleben", wenn beide Teile Arbeiten gehen - und die Erziehung der Kinder den Krippen und anderen Tagesstätten überlassen werden. Mit meiner (vielleicht etwas zu einfachen) Logik würde im 70% Unternehmen die Familie gezwungen zu arbeiten. Was für die einen, die das wollen gut ist, ist für die anderen ein Zwang.
    und... ach ja, es gibt da auch noch Unternehmen deren wöchentliche Normalarbeitszeit ist 39h... 70% davon wären also 27h und 20 Minute... ehm... wie kann "man" davon leben?

  4. Matthias Mölleney:
    May 09, 2013 at 06:04 PM

    Ich denke, die Verknüpfung zwischen der wöchentlichen Normalarbeitszeit und der Arbeitslosigkeit ist problematisch. Der Vergleich würde nur dann funktionieren, wenn alle anderen Faktoren, die einen Einfluss auf die Arbeitslosenquote haben, zwischen der Schweiz und Frankreich gleich wären. Wir sind uns sicher einig, dass Äpfel und Birnen einander ähnlicher sind, als die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Schweiz und Frankreich...

    Ich habe im Übrigen das Konzept des 70% Unternehmens nichts als absoluten Anspruch verstanden im Sinne einer Allgemeinverbindlichkeit für alle Unternehmen. So etwas würde ich auf jeden Fall ablehnen. Aber es könnte ein interessantes Angebot sein von einem innovativen Arbeitgeber - und dann kann ja mal sehen, wie viele Bewerbern und Bewerberinnen sich für so einen Arbeitgeber interessieren.

  5. O. Matthey:
    May 09, 2013 at 09:11 PM

    Ja, ist mir schon klar, das mit F und CH ... geb Ihnen ja recht... trotzdem... 70% von was bleibt jedoch.
    Das Konzept für einen Unternehmen mag ja sogar valide sein, obwohl eben das "von was" bleigt. Eigentlich geht es in diesem Unterfangen aber nicht um das Unternehmen, sondern um den/die Arbeitnehmende(r)... Und dann kommt eben das Dilemma zwang, wenn ich z.b. für dieses Unternehmen gerne Arbeiten würde, da die Ziele usw identisch sind, ich aber gleichzeitig zu 100% arbeiten möchte, da nicht verpartnert oder eben die Frau die Kinder betreuen soll, so wird mir dieses Unternehmen versperrt. Schade...
    Die "philosophische" Idee des 70% Unternehmens auf seiten der Familie kann sehr interessant sein, da gebe ich Ihnen recht... statt 1x 100% und 1x 40% könnte man auch 2x 70% arbeiten; wobei wahrscheinlich die Präsenzzeit beim Kind kleiner sein wird (wegen Betriebsnotwendigen Ueberlappungen). Ob sich ein Unternehmen im Markt behaupten kann, das nur 70% Jobs anbietet mag ich zu bezweifeln, beweisen kann ich das natürlich nicht...

  6. Gabriele Hofmann:
    May 10, 2013 at 01:11 AM

    Es sind 70% von einem derzeitigen 100% Pensum in einem Unternehmen, wobei die Betriebszeiten des Unternehmens unverändert bestehen bleiben. Es gibt viele Möglichkeiten, 100% Stellen in 70% oder weniger Stellen umzuwandeln: Verteilung der Arbeit auf mehrere Köpfe; bessere Delegation; Konzentration auf das Wesentliche und Verzicht auf Unnötiges (z.B. aufwendige PPP für interne Zwecke); Effizientere Gestaltung der Arbeitsabläufe (Kaizen!); u.a.m. Welches jeweils die beste Variante ist, hängt vom Einzelfall ab.
    Wenn ich heute in einem 100% Unternehmen 70% arbeiten möchte und ich alle Fähigkeiten hätte, um ein wertvoller Mitarbeiter/Vorgesetzter in diesem Unternehmen zu sein, dann bleibt mir dieses Unternehmen versperrt, weil es keine 70% Stelle anbietet. Schade - für mich aber auch für das Unternehmen!
    Nun, es soll ja nicht nur noch 70% Unternehmen geben, aber es soll sie auch geben!! Und sie werden den Beweis liefern, dass Teilzeiter ebenso fähige Mitarbeiter (wenn nicht bessere) sind als Vollzeiter. Und diese Erkenntnis wird in einem 100% Unternehmen dazu führen, dass Teilzeiter auf der Karriereleiter ernst genommen werden.
    Man lese dazu doch auch die früheren Themen im Blog...

  7. O. Matthey:
    May 10, 2013 at 09:38 AM

    tja, wie überall lassen sich Veralgemeinerungen in jede Richtung biegen ...
    so zum Beispiel kenne ich mehr Unternehmen welche auch Teilzeitpensen akzeptieren, als solche die exklusiv 100% anbieten. Auch glaube ich zu erkennen, dass auch auf Managementstufe es vermehrt Teilzeitpensen gibt, wobei eben auch hier wieder ein Dilemma entsteht, da ein Unternehmen sicher die Arbeiten aufteilen kann, aber wahrscheinlich nicht die Verantwortung - welche eindeutig geregelt werden muss...

  8. Gabriele Hofmann:
    May 10, 2013 at 10:58 AM

    Wenn ein Daniel Vasella als CEO mit einem 100% die Verantwortung für die ganze Novartis übernehmen konnte, dann wird es auch möglich sein, mit einem 70% Pensum ein kleineres Unternehmen zu leiten oder eine Führungsposition zu übernehmen. Es ist ganz offensichtlich eine Frage der richtigen Prioritäten und Delegation. Und wenn man bedenkt, dass viele Manager noch hier und da ein VR-Mandat haben oder in einem Verein sind, dann arbeiten sie letztendlich in ihrem eigentlichen Job auch nur Teilzeit.

  9. O. Matthey:
    May 10, 2013 at 11:03 AM

    Sicher - aber kann "man" Novartis mit einem KMU vergleichen? Wahrscheinlich Ja und Nein - wie immer. Kann "man" Herrn Vasella mit einem Leiter eines KMU vergleichen? Wahrscheinlich nicht. Und die Einzige Sicherheit ist, das es keine gibt. Insofern also - gibt es Argumente FÜR und Argumente DAGEGEN, und dies bei jedem Argument...

  10. Gabriele Hofmann:
    May 10, 2013 at 11:06 AM

    Es ist richtig, dass viele Unternehmen Teilzeitpensen anbieten, die Frage ist nur, auf welcher Hierarchiestufe? Bei Frauen ist Teilzeitarbeit bis zu einem gewissen Level allgemein akzeptiert. Bei Männern mutet sie indessen immer noch eher seltsam und exotisch an. Entsprechend werden Männer, die Teilzeit arbeiten, auch nicht wirklich ernst genommen.

  11. Gabriele Hofmann:
    May 10, 2013 at 11:14 AM

    Genau: Es gibt immer Argumente dafür und dagegen. Und es ist immer viel einfacher, dagegen zu sein. Wir sollten uns aber auf die Argumente konzentrieren, die dafür sprechen. Ohne den Mut, Neues zu versuchen, wäre die Entwicklung in den letzten 100 Jahren nicht möglich gewesen. Und jetzt sollten wir die Entwicklung weiterführen. Die steigenden Anzahl von Menschen mit Burnout und Depression ist klares Zeichen dafür, dass nicht mehr alles im Lot ist.

  12. Matthias Nanzer:
    May 10, 2013 at 03:10 PM

    70%!!! Ich würde mal mit 100% anfangen. Viele Kader arbeiten deutlich mehr als 100% und sind somit genau an den gesundheitlichen und sozialen Folgen, die bereits erwähnt wurden, schuld. Die Familien, die den Vater selten sehen - ein Standard bei vielen Kadern. Kader die angeben, sie können mit 5-6 Stunden Schlaf auskommen - höre ich jede Woche. Die Kader sind es dann auch, die über einen Burnout überrascht sind - man hat doch die richtige Einstellung, wie konnte das passieren?
    Kader könnten sehr wohl mit 100% auskommen, denn Führung bedeutet ja, dass man delegieren kann. Ich habe mal gehört, dass jemand gesagt hat, ein Manager der regelmässig um 20 Uhr noch im Büro ist kann nicht führen. Aber normalerweise gilt ein anderes Bild: Nur wer viel leistet (und das vorallem zeitlich), ist viel wert. Ja, solange diese Bild steht hat die 100% oder 70% (je nach Ambitition)Unternehmung wenig Chancen.

  13. Gabriele Hofmann:
    May 10, 2013 at 03:49 PM

    Das ist ein gutes Stichwort: Richtige Führung! Führungsqualitäten und fachliche Qualitäten fallen leider meist nicht zusammen. Und doch geschieht es immer wieder, dass der fachlich beste Sachbearbeiter befördert wird. Das ist falsch. Eine Führungsperson muss die Zusammenhänge kennen und vor allem die nötige Sozialkompetenz zu einer motivierenden Führung der Mitarbeitenden haben. An dieser Führungspersönlichkeit ist es dann auch, ihre Mitarbeitenden richtig zu kennen und einzuschätzen und vor allem beurteilen zu können, wer wieviel leistet. Und da kann es eben sein, dass der eine in der gleichen Zeit vielmehr leistet als ein anderer. Auf inhaltliche Leistungen kommt es an, nicht auf zeitliche Präsenz, vorallem bei den sog. "Wissensarbeitern". Insofern wird das 70% Unternehmen die Ansprüche an Führungspersonen erhöhen. Im übrigen darf natürlich die Wertschätzung des hoch qualifizierten Sachbearbeiters/Spezialisten nicht untergehen, aber es muss hierfür andere Wege geben als die hierarchische Beförderung.

  14. Dominique Ammann:
    May 17, 2013 at 09:58 PM

    Meines Erachtens sind Identität,Philosophie, label und das Management eines Untenehmens massgebend ob ein 70% Unternehmen mit Erfolg umgesetzt werden kann.In Industriefirmen z.B. müssten diesbezüglich verschiedene Modelle geprüft und diskutiert werden.Im Nonprofitarbeitsbereich hingegen, bei administrativer sowie auch bei akademischer Arbeit, wird das Telizeitarbeitsmodell häufig erfolgreich umgesetzt. Work life balance ist für die persönliche Entwicklung, für Partnerschaft und Familie sehr bedeutsam.

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