Was ist ein 70% Unternehmen?

Keiner arbeitet mehr als 70%. Mehr… Das 70% Unternehmen ist ein Unternehmen, in dem jeder Mitarbeiter bis hin zum CEO Teilzeit arbeitet, wobei das Sollpensum gemessen an einem Hundertprozentpensum 70% oder weniger beträgt. Die normalen Betriebszeiten des Unternehmens bleiben davon unberührt.


Was ist unter einem 70% Unternehmen zu verstehen?

Auch jemand, der sich nach zeitweiser Reduktion der Arbeitszeit wieder zu Hundertprozent für ein Unternehmen einsetzen will, kommt für eine Führungsposition kaum mehr in Frage, weil der Lebenslauf fortan mit dem Makel der Teilzeit behaftet ist.
Diese Problematik stellt sich im 70% Unternehmen nicht, da ohnehin keiner mehr als 70% eines Vollzeitpensums leistet.
Die Idee ist provokativ, nicht wegen ihres banalen Inhalts, sondern wegen der Ideologie, die dahintersteckt und die Grundfesten des Establishments in Frage stellt.
Diesen zufolge kann nur erfolgreich sein, wer sich von seinen Kollegen abhebt und beweist, dass die Arbeit dem Privatleben vorgeht, wer nebst der Qualität der Arbeitsleistung zeitlichen Einsatz bringt - am besten rund um die Uhr - und entsprechend jederzeit verfügbar ist. Aber das nützt alles nichts, wenn nicht gleichzeitig ein Grossteil der Zeit dafür verwendet wird, das unternehmensinterne Netzwerk in die oberen Hierarchiestufen planmässig zu pflegen. Für den letzteren Punkt schafft allerdings auch das 70% Unternehmen keine Abhilfe, ausser dass es die Mitarbeiter im einen oder anderen Fall zu effizienterer Arbeit zwingt und damit weniger Zeit für das persönliche Social Networking bleibt oder dass es in die Freizeit verlegt werden muss.
Meines Erachtens ist die Frage, ob ein 70% Unternehmen erfolgreich funktionieren kann, nicht eine technisch operative sondern vielmehr eine ideologische Frage. Kann sich das Establishment mit der Idee anfreunden, dass in einem Unternehmen alle Mitarbeiter bis hin zum CEO nicht mehr als 70% arbeiten? Wenn das tatsächlich funktionierte, würden damit wie dargelegt die traditionellen fundamentalen  Werte einer funktionierenden Wirtschaft in Frage gestellt, mit denen sich viele Menschen, gerade in den höheren Hierarchiestufen identifizieren.


Kommentare (4)

  1. Stefan Stapfer:
    May 06, 2013 at 06:48 PM

    Ja warum eigentlich nicht. Generell entspricht die Arbeit heute auch bei einem 100% Job nur 70%, weil gut 30% mit administrativen, unproduktiven Arbeiten drauf gehen. Deshalb bin ich ein Befürworter der tageweisen Ferien, d.h. wenn ich einen Tag pro Woche frei nehme (20%), braucht es in der Regel keinen Ersatz für die Arbeit. Beim 70% Unternehmen wird dies konsequent weitergetragen, weil alle im Betrieb das gleiche Pensum arbeiten. Die verbleibenden 30% in Freizeitaktivitäten, mit Familie oder irgend etwas woran man sonst noch Spass hat sind ein wahrer Motivator und bringen den Angestellten deshalb voller Enthusiasmus zurück an den Arbeitsplatz.

  2. O. Matthey:
    May 09, 2013 at 06:04 PM

    Wenn ein Unternehmen es akzeptiert, dass seine MA 30% "administrativer, unproduktiver Arbeit" nachgehen - und ich das Unternehmen kennen würde, dann würde ich dieses Unternehmen boykottieren, da deren Produkte total überteuert produziert werden. Bin mir aber nicht ganz damit einverstanden, dass "administrative = unproduktive" Zeit ist... Ein gutes reengineering würde dem Unternehmen ja guttun. Ich glaube es ist ein trugschluss zu meinen, das bei 70% dann die 30% wegdividiert werden... meinen Sie nicht, dass die 30% bleiben und dann eben nur noch 40% gearbeitet würde? die MA kennen ja nichts anderes...

  3. Anika:
    May 29, 2013 at 10:35 AM

    Eine wirklich gute Idee! Es hat sich in den letzten Jahren einfach soviel verändert. Noch vor wenigen Jahren kamen die Familien in der Regel mit einem Alleinverdiener aus und der andere konnte sich ganz den Kindern widmen, heute ist das ja kaum noch möglich. Beide MÜSSEN arbeiten gehen um eine Familie zu finanzieren. Viele Frauen möchten gerne arbeiten und viele Männer würden sich gerne mehr Zeit nehmen für Ihre Kinder und alles kommt ständig zu kurz und alle hetzen einfach nur noch durchs Leben ... Und Hobbies bekommt man zeitmässig wenn überhaupt nur noch für die Kinder gestemmt, für sich selber aber nicht …
    Ich finde die Idee verdammt gut, muss ich sagen, so ein Modell würde uns allen ein Stück Lebensqualität zurück geben und eigentlich ist das schon lange überfällig, gerade, wie Sie ja auch schreiben, in den Zeiten in denen Burn-Out praktisch zur Volkskrankheit wird!

  4. Robert:
    Feb 22, 2017 at 05:47 AM

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